"Handwerkliches Können hält zwei emotionale Belohnungen für den Erwerb von Fähigkeiten bereit: eine Verankerung in der greifbaren Realität und Stolz auf die eigene Arbeit. Doch die Gesellschaft stand und steht diesen Belohnungen im Wege. Zu verschiedenen Zeiten in der westlichen Geschichte hat man praktische Tätigkeiten für minderwertig erklärt und gegenüber angeblich höheren Bestrebungen abgegrenzt. Technisches Geschick wurde aus dem Bereich der Phantasie verbannt, greifbare Realität von der Religion in Zweifel gezogen, Stolz auf die eigene Arbeit als Luxus behandelt. Wenn der Handwerker sich durch sein Engagement auszeichnet, halten seine Ziele und Bemühungen diesen allgemeineren Fragen der Vergangenheit und Gegenwart immer noch einen Spiegel vor."

 

Richard Sennett, The Craftsman, New Haven und London 2008; dt.: Handwerk, Berlin 2008, S. 33